Rundmail vom 13.08.2017

Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Schwestern und Brüder,

herzlichen Dank an alle, die uns in den letzten Wochen auf unseren Aufruf hin ihre Überlegungen geschrieben haben.

Wir sind so verfahren, daß einer von uns diese Stellungnahmen strukturiert ausgewertet hat. Ein anderer hat die Kommentare der Petition unter die Lupe genommen und die wesentlichen Aussagen herausgefiltert. Gestern haben wir uns zu einem Klausurtag getroffen. Aus den Kernaussagen von Zuschriften, Kommentaren und aus unserer Beschäftigung mit dem Thema haben wir dann die Prüfsteine verfaßt. Diese sind als Fragen an eine zukünftige Struktur formuliert. In einem zweiten Schritt haben wir die Fragen mit konkreten Forderungen unterfüttert.

Intensiv haben wir uns mit dem „Pfarrei-Modell“ auseinandergesetzt, das von der Landessynode als eine Alternative zu „Kirche mit Hoffnung“ diskutiert wird. Wir haben festgestellt, daß das „Pfarrei-Modell“ die Prüfsteine erfüllt. Niemand kann jetzt noch behaupten, „Kirche mit Hoffnung“ sei alternativlos und müsse ab nächstes Jahr eingeführt werden, denn es gibt mit dem „Pfarrei-Modell“ ein weit besseres.
In der landeskirchlichen Diskussion sind noch zwei andere Vorschläge, das „Modell Landeskirche Hannover“ und das „Modell der 28 – 33 Kirchenbezirke“. Mit ihnen haben wir uns noch nicht so intensiv beschäftigt, sie sind aber allemal besser als „KmH“.

Liebe Schwestern und Brüder, wie geht es weiter, und was können wir tun?

– Zunächst ist immer wieder das Gebet zu nennen, im öffentlichen Gottesdienst wie im stillen Kämmerlein.

– Die Prüfsteine gehören uns allen. Diskutieren Sie sie, machen Sie sie sich zu eigen, erweitern Sie sie auf Ihre Situation und nutzen Sie sie für Ihr Anliegen! Sprechen Sie in Ihrem Kirchenvorstand darüber, nehmen Sie Kontakt mit Ihrem Landessynodalen auf, schreiben Sie eine Eingabe oder einen Leserbrief!

– Vor allem: Nehmen Sie an den Diskussionsveranstaltungen der Landeskirche teil. Informationen gibt es hier: http://www.evlks.de/landeskirche/zahlen_und_fakten/32629.html (Dort finden Sie auch Material zu den einzelnen Modellen.). Die Veranstaltungen sind offen für alle Interessierte, nicht nur für Kirchenvorstände. Es wird beides möglich sein, still zuhören und sich informieren sowie aktiv engagiert diskutieren.

Im Namen der gesamten Initiativgruppe wünschen wir Ihnen Gottes Segen – für Sie persönlich wie für Ihre Arbeit in der Kirchgemeinde

Ihre
Wolfgang Bönsch, Ev.-Luth. Kirchspiel Regis-Breitingen (Kbz. Leipziger Land)
Jan Merkel, Ev.-Luth. Peter-Paul-Kirchgemeinde Vielau (Kbz. Zwickau)
Peter Siegel, Ev.-Luth. Johanniskirchgemeinde Rußdorf (Kbz. Chemnitz)
Friedhelm Zühlke, Ev.-Luth. St-Ursula-Kirchgemeinde Auerswalde (Kbz. Chemnitz)

 

Text der PRÜFSTEINE zur Strukturreform

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder,
leider war die Erweiterung der Petition zu lang. Hier ist der Text der Prüfsteine:

Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft. 1. Kor 12, 12+13a

Die Kirchgemeinde ist Kirche Jesu Christi am Ort.
§ 1, Abs. 1, Satz 1 Kirchgemeindeordnung der EVLKS

Aus den eingegangenen Zuschriften, aus den Kommentaren zur Petition und aus der eigenen Beschäftigung mit dem Thema hat die Initiativgruppe am 12. August 2017 folgende

PRÜFSTEINE zur Strukturreform
entwickelt:

➢ Dient die Struktur dem Auftrag Jesu an die Gemeinde, allen Menschen das Evangelium zu verkündigen?
➢ Stehen bei der Strukturplanung die Bedürfnisse der Gemeinden im Vordergrund?
➢ Wird durch die Strukturreform Zwang auf die Gemeinden ausgeübt?
➢ Fördert die Struktur das Gemeindewachstum?
➢ Ermöglicht die Struktur Vielfalt in unserer Landeskirche?
➢ Ermöglicht die Struktur eine Flexibilität, sich den örtlichen Gegebenheiten anzupassen und schnell auf veränderte Bedingungen zu reagieren?
➢ Stärkt die Struktur die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Gemeinden vor Ort?
➢ Ermöglicht die Struktur verantwortliche Mitwirkung für Ehrenamtliche ?
➢ Werden die Ressourcen an Mitarbeitern und Geldmitteln bedarfsgerecht für die Gemeinden bereitgestellt?
➢ Hat innerhalb der Struktur die Gemeinde Priorität gegenüber den anderen kirchlichen Ebenen?

Daraus ergeben sich folgegende Forderungen:
1. Eine Strukturreform muss den Gemeinden ermöglichen, selbständig zu bleiben,
– wenn ein Gemeindeleben in Form von Gottesdiensten und Gemeindekreisen stattfindet, und
– wenn ein funkionsfähiger Kirchenvorstand existiert.
Über die Art der Zusammenarbeit und ggfls. des Zusammenschlusses mit anderen Gemeinden muß sie selbst mit landeskirchlicher Beratung aber ohne Druck entscheiden.
2. Die Berufsbilder, Anstellungsverhältnisse und Finanzierungsmöglichkeiten sind flexibler zu gestalten. Alternative Finanzierungsmodelle zur Kirchensteuer sind zu fördern. Die Ordination von Pfarrern muss auch ohne Hochschulabschluss und Kirchenbeamtenstatus möglich sein.
3. Die Gemeinden erhalten bei Personalentscheidungen ein stärkeres Mitwirkungsrecht.
4. Eine Strukturreform auf Gemeindeebene ist mit einer Reform der übergeordneten Strukturen und der zentraler Aufgaben zu verbinden.
5. Überschaubare Gemeinden und Kirchenbezirke sind eine wichtige Vorausetzung für gelingende Gemeinschaft und Identifikation.
6. Innovative Ansätze, andere Gemeindemodelle und Gemeindeneugründungen werden durch die Struktur gefördert.
7. Bei der Bereitstellung der Finanzmittel sollen folgende Aufgabenbereiche Vorrang haben:
– Ausbildung von Mitarbeitern im Verkündigungsdienst
– Kinder- und Jugendarbeit
– Mission
8. Es muss möglich sein, Kirchspiele und vereinigte Gemeinden wieder zu verlassen, wenn die Ortsgemeinde es will.